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«OP.1»

Das erste Projekt von AD LIBITUM wird einen Art Space im Raum Zürich bespielen, der als Kunstraum gedacht ist, jedoch nicht in erster Linie mit Musik in Verbindung gebracht wird. Das Dienstgebäude ist als ein Raum für neue Ideen und Konzepte ideal dafür geeignet. Mit der Ausstattung von Maude von Giese wird der Raum nicht nur bespielt, sondern auch ausgestaltet.

Die Musiker:innen Nora Bertogg (Gesang), Pierre Delignies (Klavier) und Jack Adler-McKean (Tuba) sind Künstler:innen, die sich mit der Beziehung zu ihrem Instrument sehr genau auseinandersetzen. Sie besitzen die Gabe, nicht nur ein Stück technisch perfekt zu interpretieren, sondern sich selbst als Performer:innen so einzubringen in die Stücke, dass die Werke wahrhaftig lebendig und greifbar werden. Sie zeichnen sich deshalb als extrem wertvolle Künstler:innen aus, die sich über den Tellerrand hinauswagen und sich mit dem Unbekannten auseinandersetzen. Dies gelingt ihnen vor allem durch ihre Professionalität und ihre Neugierde an Formaten und Werken, die nicht beliebig und nicht gängig sind. Sie sind die neue Generation von zu fördernden Künstler:innen, die es wagen, sich auf Neues einzulassen, die sich dafür einsetzen Neues zu erreichen und Neue Kunst zu entdecken. Sie sind am Puls der Zeit.

Sie stehen in Verbindung mit den gespielten Werken – mehr als ein Interpret – sie sind Teil des Gesamtkunstwerkes, indem sie ihre Performance mit dem jeweiligen Instrument verbinden. Die Verbindung zwischen den Performer:innen und dem jeweiligen Stück, die Relation zwischen einem Kunstwerk und dem ausführenden Künstler ist an diesem Abend das Essentielle. Die Neue Musik ist zwecks ihrer Vielseitigkeit eben nicht nur Musik, sondern auch Raumerfahrung, Verbindung und Schnittstelle zwischen Werk und Interpret. Sie dient in ihrer Ausführung als Grundlage ein Gesamtkunstwerk herzustellen, was sich nicht nur über das Hören, sondern auch über die Ausführung gestischer und mimischer Perspektive in Beziehung zum ,Anderen’ erschliesst. Die Relation zwischen dem einzelnen Künstler und dem präsentierten Werk ist an diesem ersten Abend mit dem Titel op.1 das zentrale Thema. Die Performer:innen sind in ihrer Performance das Kunstwerk an sich. Sie verbinden sich mit dem gespielten Werk und werden dadurch selbst zu Werken.

AD LIBITUM geht Fragen nach: Wie und Wo begegnen wir Neuer Musik? Welche Räume haben wir zur Verfügung und was ist der Raum, wo man Musik antreffen kann? In welchen Räumen berühren sich die Künste?

Maude von Giese als Ausstatterin gestaltet den Raum für die Besucher:innen anhand dieser Fragen entsprechend neu. Sie erarbeitet ein räumliches Konzept, welches sich auf die Werke und die Künstler:innen in dieser bestimmten Raumsituation einlässt. Ihre Wahrnehmung des Raumes entfaltet sich dabei in den Beziehungen zwischen Werk, Interpret:innen und Besucher:innen. Ihre Arbeit an einer räumlichen Wahrnehmung ist durch die Ausgestaltung verschiedener Zugänglichkeiten zum Werk spezifiziert. Jede Begegnung zwischen Raum und Besucher:in führt zu einer individuellen Perspektive und zu einer persönlichen Wahrnehmung, die eine einzigartige Gegenüberstellung zwischen dem Kunstwerk und der Zuschauer:in  herstellt. Ihre Arbeit ist für das Konzept von AD LIBITUM von grosser Wichtigkeit, da sie als Kunstschaffende neue Räume erschafft, die noch nicht gedacht worden sind und die das Publikum einladen neue Welten und Erfahrungen kennenzulernen. Marc Hostettler als Lichtdesigner widmet sich dem Raum mit der Frage nach Licht-Räumen: Wie entstehen Räume durch Licht und wie werden diese umgesetzt? Was reflektiert einen Raum aus Licht und wie findet das Publikum Zugang zu diesen licht-inszenierten Räumen? Zusammen mit Maude von Giese hat Hostettler ein Lichtkonzept erstellt, welches sich ebenfalls mit den Fragen der räumlichen Wahrnehmung auseinandersetzt und  damit ein Raum über Lichtquellen entstehen kann.

 

WAS IST EIN KUNSTWERK ?
WIE BETRACHTEN WIR EIN KUNSTWERK?

Liebes Publikum,

Versuchen Sie sich einen Raum vorzustellen, wo Sie Kunstwerken begegnen. Ein Museum, eine Galerie, eine Kunstmesse, eine Sammlung, ein Art Space, ein Atelier, ein Gebäude, ein Raum, eine Stadt, ein Park. Ein Konzertsaal, ein Theater, ein Opernhaus, ein Gebäude, eine Stadt, ein Raum.

Wie betrachten Sie ein Kunstwerk? Was sehen Sie darin? Wie betrachten Sie ein Gemälde, eine Skulptur, ein Objekt, eine Installation, ein Mobile, eine Performance, ein Happening?

Wie betrachten Sie ein Musikwerk? Wie sehen Sie ein musikalisches Kunstwerk an?

«op.1» möchte das Publikum dazu einladen Musikkunstwerke neu zu denken, neu zu erkunden, neu zu sehen und zu hören. Die Musik als «Kunstwerk» zu betrachten ist nicht immer nur über das Ohr zu erschliessen. Die zeitgenössische Musik setzt sich unter anderem stark damit auseinander, wie Musik performatorisch gedacht werden kann. Viele Musikwerke der zeitgenössischen Musik besitzen einen performativen Charakter. Sie sind nicht «nur» da, um sie anzuhören, sie sind genauso da, um sie anzusehen. Die Beziehung zwischen Performer:in und Kunstwerk ist ein grosser Teil dieses performativen Charakters. Sie steht zwischen Kunstwerk und Performer:in, sie erstellt die Verbindung, um ein Musikwerk lebendig zu machen.

Sie, liebes Publikum, sind gebeten, sich heute Abend für «op.1» mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Hören Sie nicht zu wie in einer normalen Atmosphäre eines Konzerts, hören Sie zu, als wären Sie in einem Kunstraum, einem Museum, einer Galerie, einer Kunstmesse. Betrachten Sie die Musiker:innen mit der Musik, die sie interpretieren als ein Gesamtkunstwerk. Sehen Sie das Ganze.

«Das Gesamtkunstwerk – gleichsam ein Werk der Urmenschen, wie Wagner auch die Urbegabung voraussetzt. Der ungetrennte Mensch. Der singende Urmensch. Das Orchester ist der moderne Mensch, der Idylle gegenüber. – Er sucht als Musiker zur Lyrik den Untergrund, zum Beispiel die Regel. Er schöpft seine lyrischen Personen nur aus seinen musikalischen Stimmungen, deshalb decken sie sich als Ganzes. Die eigentliche Dramatik der Musik unmöglich. In der grossen Tannhäuserszene wirkt der dramatische pathologische Zustand, die Musik ist hier nur ein Idealismus, der das Wort verdrängt hat. (Schiller über die Bacchusfeste bei Nohl.) Wagner wählt aus der in ihm lebenden Musik: die Charakteristik ist entnommen der scharfen Beobachtung der exekutierenden Sänger und Musiker. Hier liegt alle Nachahmung: die Tempobezeichnung ,,schnell“ ist keine absolute, sondern nur für den ausübenden Musiker. Das Orchester wird so entsprechend ,,mimisch“ gedacht: es wird zur Mimik von dramatischen Sängern das Analogon in der exekutiert gedachten Musik gesucht. Die Deklamation gehört vor allem zu dieser Mimik: der nun jetzt eine entsprechende Mimik des Orchesters entspricht. Das Orchester ist somit nur eine Verstärkung des mimischen Pathos. Die Musik selbst, die in das geschaute Schema eingezwängt wird, muss jetzt ledig aller der strengen Formen sein d.h. vor allem der streng symmetrischen Rhythmik. Denn die dramatische Mimik ist etwas viel zu Bewegliches, Irrationales für alle Formen der absoluten Musik, sie kann nicht einmal den Takt einhalten, und deshalb hat die Wagnersche Musik die allergrössten Tempoverschiebungen. Diese Musik wird nun wieder als hergestellte Urmusik begriffen, weil sie schrankenlos ist: sie entspricht dem Stabreim. – Die Chromatik wird gefordert, um die plastische Kraft der Harmonie zu entfesseln d.h. wiederum als Differenzierung des mimischen Pathos. ,,Dramatische Musik“ falscher Begriff. – Voraussetzung Wagners: der Affekte empfindende Zuhörer, nicht der rein musikalische, der sentimentalische, der sofort dem Mythus gegenüber innerste Rührung empfindet, im Gefühl des Gegensatzes. – die tragische Idylle: das Wesen der Dinge ist nicht gut und muss untergehen, aber die Menschen sind so gut und gross, dass uns ihre Vergehen am tiefsten ergreifen, weil sie fühlen für solche Vergehen unfähig zu sein. Siegfried der ,,Mensch“, wir dagegen Unmensch ohne Rast und Ziel. – Idyllische Tendenz der Kunst gegenüber: er sieht überall die Verirrung der Künste und glaubt die eine Kunst herzustellen. Der Individualismus der Künste erscheint ihm als Verirrung. Der in Stücke gerissene Künstler wird verurteilt, der Allkünstler d.h. der künstlerische Mensch restituiert.» - Nachgelassene Fragmente, 9(149), 1871, Friedrich Nietzsche

Details

5th Dezember 23

Art Space

Töpferstrasse 26

8045 Zürich

Team

Artistic director: Talisa Walser

Stage & Costume: Maude von Giese Concept: AD LIBITUM

Künstler

Kontakt

Stücke von

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Ahmetjanova

Aperghis

Bauckholt

Eggert

Saunders

Scherchen-Hsiao

Sharp

Tanaka

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